[:de]Seit insgesamt fast drei Wochen sind wir mittlerweile schon in Cochabamba und es wird Zeit, dass ich euch auf den neuesten Stand bringe. Es ist viel passiert und ich kann kaum alles auf einmal in Worte fassen, deshalb gebe ich euch zunächst nur einen kleinen Überblick über die verschiedenen Orte und Personengruppen, die wir allein schon am allerersten Tag kennenlernen durften.

„Herzlich Willkommen a la llajta“

Das stand auf dem liebevoll bemalten Schild, mit dem wir am frühen Freitagmorgen (15.09.17) am Busterminal in Cochabamba empfangen wurden (Vom Abenteuer Busterminal werde ich bestimmt mal berichten, wenn wir irgendwann eine etwas weitere Reise unternehmen). Tatsächlich hatte sich trotz der unangenehmen Uhrzeit ein kleines Willkommenskommittee zusammengefunden, allen voran unser lieber Pedro, der bis Ende August ja noch als Freiwilliger in Weingarten gewesen war. Er hatte auch das erwähnte Schild gebastelt, von dem wir zunächst mal nur die Hälfte verstanden: „la llajta“? Wie sich herausstellt ein Begriff der aus der Sprache der Quechua stammt, dort sowas wie „Stadt“ bedeutet und sich hier eben ganz speziell auf die Stadt Cochabamba bezieht.

Gemeinsam mit Pedro erwarteten uns auch zwei unserer drei Zuständigen, nämlich Aracely vom Piñami Projekt und Hermana María Luísa von Uspha-Uspha. Wir sind dann eigentlich direkt im Anschluss mit Taxis zum Kolpinghaus gefahren, wo wir ja zunächst vorläufig untergebracht werden sollten. In unserer kleinen  Zwei-Zimmer-Wohnung wurde gemeinsam erstmal ausgiebig gefrühstückt. Nach kurzer Zeit stieß dann unsere dritte Bezugsperson, Hermano José Luís, dazu und brachte sogar zwei Becherchen selbstgemachten Joghurt mit. Um uns auch bloß nicht zu sehr zu beanspruchen, ließ man uns dann aber schon ziemlich bald alleine. „Que se descansen“ – dass wir uns ausruhen mögen. Uns ein bisschen einrichten und vor allem das Wlan nutzen, würden wir natürlich auch.

Später kam die Schwester dann nochmal vorbei um uns einen ersten Gemüsevorrat zu bringen, damit wir nicht verhungern. Wirklich nur das Nötigste. Also gefühlte 10 Kilogramm Zucchini, Karotten, Gurken, Zwiebeln und Tomaten. Als nächstes nahm sie uns direkt mit, um noch weitere Einkäufe zu tätigen und so lernten wir auch gleich ein paar der caseritas, der Ladenbesitzerinnen, unserer Straße kennen. Man muss sich das vorstellen wie eine Art Einkaufsmeile voller Tante-Emma-Läden, einer am anderen. Die Besitzerinnen dieser tiendas sind dann bekannt – die eine für ihre frisches Obst, die andere für das gute Brot oder die billigen Eier -, heißen Doña Dora oder Paula oder Clara und im Normalfall findet man wohl irgendwann seine Lieblings caserita.

Den genauen Ablauf dieses ereignisreichen ersten Tages habe ich nicht mehr in Erinnerung, aber ich weiß, dass wir irgendwann später dann noch etwas mit Pedro im Viertel herumgelaufen sind, Schafe und eine Schule gesehen haben und irgendwann, ich glaube es muss um die Mittagszeit herum gewesen sein, sind wir dann auch zum ersten Mal ins Piñami Chico Projekt gegangen. Da wurden wir ganz süß mit Blumen und einem weiteren Willkommensschild begrüßt (Drauf stand „Bienvenidas Rajel y Chara“. Dass man uns „Rahel“ und „Clara“ schreibt, und dass wir außerdem noch eine Johanna dabei haben, haben wir nicht gesagt…). Die Kinder, besonders die jüngeren, waren sofort Feuer und Flamme und so wurden wir auch gleich in sämtliche Spiele miteinbezogen, die sie da auf dem kleinen Betonplatz vor dem Gebäude veranstalten. Kettenfange, „sol y hielo“, eine Faules-Ei-Variation – eines haben sie alle gemeinsam: es wird ganz ganz viel gerannt! Und währenddessen brennt einem die Sonne auf den Kopf mit einer Stärke, die aufgrund der Höhe zwar nachvollziehbar ist, aber trotzdem sehr gewöhnungsbedürftig ist, weil man sich zuvor im Schatten um ein Haar sämtliche Gliedmaßen abgefroren hätte.

Ich glaube, es war im Anschluss an unseren Besuch in Piñami, dass wir die Stickfrauengruppe der Gemeinde besucht haben. Wir hatten ja im Gepäck ein paar neue Aufträge und Material mitgebracht, und das lieferten wir ab und haben uns bei der Gelegenheit natürlich ein bisschen die Arbeit zeigen lassen und uns den Frauen vorgestellt. Sehr lieb haben die uns alle empfangen und wir haben uns auch auf der Stelle so wohlgefühlt, dass wir ankündigten, dann demnächst auch Sticken lernen zu wollen.

Nach dem Besuch bei den Stickfrauen sind wir rumgelaufen, glaube ich. Oder war das der Spaziergang mit Pedro, den ich oben erwähnt habe? Ich glaube das war er, hab mich mit der Reihenfolge also tatsächlich vertan, mannmannmann… Man bedenke aber bitte weiterhin: Es handelt sich hier um den Bericht des allerersten Tages! Da war schon echt einiges los und es war fast ein bisschen viel.

Jedenfalls waren wir am Abend dann todmüde, haben uns schnell ein erstes „Abendessen im neuen Heim“ gekocht – ich meine mich an gebratene Zucchini mit irgendeiner kohlenhydrathaltigen Beilage zu erinnern – und haben uns dann erschöpft in unsere Betten fallen lassen. Das mit dem Schlafen ist hier aber auch so eine Sache. Da gibt es die Straßenhunde, Autos, Menschen und Glocken. Und undichte Fenster und außerdem Sonnenlicht. Manches davon hält einen vom Einschlafen ab, anderes sorgt für Halbschlaf- oder Wachphasen unterschiedlicher Länge und Häufigkeit in der Nacht und wieder anderes, genauer gesagt Glocken und Sonnenlicht, sorgen dafür, dass man morgens trotz allem nicht zu lange liegen bleibt. Um halb sieben klingeln die Dinger und dann bist du wach. Obwohl, nein, sie klingeln nicht wirklich. Das Geräusch kommt nämlich aus dem Lautsprecher, der hier den Glockenturm ersetzt. Der gehört zur Pfarrei Cruz Gloriosa. Die ist unser direktes Nachbargebäude. Hurra.

Also an den Geräuschpegel müssen wir uns erstmal gewöhnen. Wie an so vieles. Die nächsten Tage und Wochen waren nämlich nicht weniger ereignisreich, aber davon später mehr.

Liebe Grüße

Clara

 

 

 

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