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Jeder, der schon mal für einen längeren Auslandsaufenthalt ein Visum beantragen musste, weiß, was das für eine langwierige Sache sein kann. Auch uns war im Vorfeld geraten worden, möglichst viel Geduld mitzubringen. Letztendlich hat sich das Ganze aber als bedeutend einfacher herausgestellt als anfangs erwartet und schon nach etwa drei Wochen „trámite“ (Papierkram und Behördengänge) hatten wir tatsächlich unsere Aufenthaltsgenehmigung.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich während dieser ganzen Zeit selten auch nur eine grobe Ahnung hatte, was da gerade abläuft – ich bin einfach immer brav unserer lieben Mentorin hinterhergedackelt (Carmen hatte glaub ich wirklich ganz schön viel Stress mit unseren Dokumenten und nebenher muss sie auch noch irgendwie Biochemie studieren…), habe die Fragen der Beamten so gut es ging beantwortet und auch die Untersuchung im „Instituto nacional de Salud“ irgendwie über mich ergehen lassen.

Aber es scheint funktioniert zu haben, denn jetzt sind wir ja legal im Land und das Einzige was uns noch fehlt ist ein bolivianischer Perso, der ist aber auch schon beantragt und sollte am Freitag fertig sein. Näheres (und außerdem sehr Unterhaltsames) zu der ganzen Sache mit dem Visum könnt ihr auf Rahels Blog nachlesen, die hat das sehr schön beschrieben!

Ocupación: Misionera

Was den ganzen Prozess wohl von Anfang vereinfacht haben muss, ist die Tatsache, dass wir uns bei der Behörde auf Anweisung als Missionarinnen vorgestellt haben. Wenn ein Visum mit entsprechendem Zertifikat über die Kirche beantragt wird, dann ist es nämlich einerseits billiger und außerdem wirkt man offenbar einfach vertrauenswürdiger. In den Formularen die ich für den Antrag ausfüllen musste, steht jetzt auf jeden Fall „Beschäftigung: Missionarin“!

Ich hätte nicht gedacht, dass es einmal dazu kommen würde, aber ich wurde berufen. Zwangsweise zwar oder zumindest zweckgebunden, aber es scheint, als sei mein Lebensweg damit besiegelt. Ich werde zweifelnden Jugendlichen den Weg zum Glauben weisen und die, die davon abgefallen sind, wieder auf die richtige Bahn bringen. Und das kann ich auch aus voller Überzeugung tun, denn wer mich kennt, weiß wie sehr ich meiner Sache in Sachen Spiritualität sicher bin. Kleiner Scherz am Rande.

Ora et labora

Eigentlich setzt mich diese Betitelung, obgleich sie nur auf Papier existiert, eher ein bisschen unter Druck. Zur Sicherheit habe ich – pflichtbewusst wie ich bin – gleich mal angefangen, mich mit der spanischen Version der katholischen Messliturgie vertraut zu machen und die Standardgebete auswendig zu lernen. Einen Teil des üblichen Kirchenliedguts kennen wir mittlerweile auch schon, denn natürlich gehen wir auch regelmäßig in die Messe, genauer gesagt zweimal die Woche. Dienstagabends findet nämlich im Haus der Brüder eine sehr schöne kleine Andacht mit Eucharistie statt und Sonntags gehen wir abwechselnd nach Cruz Gloriosa nebenan, oder nach Piñami. Außerdem haben wir uns an verschiedenen Nachmittagen sowohl mit den Erstkommunionkindern als auch mit den Firmlingen als auch mit der Senioren- sowie der Stickfrauengruppe der Gemeinde bekannt gemacht. Und dann ist da noch der Kreis der „Amigos de San José“, der sich auch einmal im Monat trifft. Damit bin ich zumindest auf Martha-Ebene abgesichert (vgl. Lk 10, 38-42).

Das soll jetzt nicht falsch ankommen – ich mach das alles freiwillig und sehr gerne! Speziell die Abendandacht, die in einem sehr intimen Rahmen stattfindet, hat eine ganz besondere Stimmung, die mir sehr gefällt.

Auch in Piñami wurden wir gut aufgenommen – es gab bei unserem ersten Besuch eine kleine Begrüßung, wir durften uns vorstellen und haben auch einen kleinen musikalischen Beitrag geleistet.

Was die Pfarrei Cruz Gloriosa angeht, ist die Situation etwas schwieriger, weil hier viele (darunter unter anderem unsere Verantwortlichen) so gar nicht gut mit dem Pfarrer der Gemeinde klarkommen und dieser wiederum uns Freiwilligen gegenüber nicht gerade wohlgesinnt zu sein scheint. Die Gründe dafür sind mir unersichtlich, aber ändern können wir es halt auch nicht. Wir versuchen aber – auch wenn uns von verschiedenen Seiten davon abgeraten wird – zumindest alle zwei, drei Wochen nach Cruz Gloriosa in die Messe zu gehen, denn schließlich existiert da ja auch noch die Gemeindeparterschaft, die ursprünglich einer meiner großen Beweggründe für diesen Dienst war.

En contacto

Mit den einzelnen Gruppierungen der Gemeinde sind wir aber wie gesagt zum Glück trotz allem in gutem Kontakt – mit den Erstkommunionkindern haben wir einen Tag in einer Art Bildungsstätte verbracht und unter anderem ein Kirchen-Tabu-Spiel vorbereitet und angeleitet und die Firmlinge haben wir (oder eher Rahel, die hat das Ganze organisiert) mal am Nachmittag zu uns ins Kolpinghaus eingeladen um dann mit den Firmlingen aus Heilig Geist und Sankt Maria in Weingarten zu skypen, was ziemlich gut funktioniert hat und auch echt interessant war. Zur Stickgruppe und zu den Senioren haben wir es bisher leider erst jeweils einmal geschafft – wir arbeiten im Normalfall schließlich jeden Tag bis um fünf, halb sechs und kommen entsprechend spät nach Hause. Das ist sehr schade, aber ab und zu werden wir in Zukunft bestimmt mal früher gehen dürfen um vorbeizuschauen.

Als frischberufene Missionarin bin ich wie ihr seht viel beschäftigt. Aber es macht mir Spaß, ich lerne eine ganze Menge und wenn auch nur eines unserer Spiele einem der Kommunionkinder die Vorbereitung auf das große Fest ein bisschen spaßiger gemacht hat, dann bin ich bezüglich der Erfüllung meiner Mission zumindest nicht auf dem Holzweg.

Alles Liebe

Hermanita Clara

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